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Jörg Weitz

4. April 2022
April 2022
Alter: 46
Wohnort:
Nettersheim
Beruf:
Coach/Trainer/ Mediator
Arbeitgeber:
Selbstständig
Hobbys:
Natur, Berge, Lesen, Reisen, Sport

Ehrenamtliche Tätigkeit

Private Hilfsinitiative „Eifel für Eifel“ (Gründer), früher DRK

Tätigkeitsort:

Nettersheim

Ehrenamtlich tätg seit:

1997, die Hilfsinitiative „Eifel für Eifel“ wurde im März 2020 gegründet

 

Was bedeutet das Ehrenamt für Sie?

„Ehrenamt bedeutet für mich in erster Linie seine eigenen Ressourcen und Kapazitäten zu nutzen, und diese zur Hilfe und zur Unterstützung anderer zur Verfügung zu stellen. Daraus ergibt sich eine gewisse Verantwortung, bei der aber zum Selbstschutz nicht vergessen werden sollte, dass es sich um eine freiwillige Tätigkeit zu Gunsten anderer handelt.“

Wie sind Sie zum Ehrenamt gekommen?

„Als ich selbst noch Sport betrieben habe, war ich ehrenamtlich als Jugendsprecher aktiv. Über den Katastrophenschutz bin ich dann damals im DRK (Sanitätsdienst und Betreuungsdienst) noch näher mit dem Ehrenamt in Berührung gekommen. Wobei ich persönlich finde, dass das Ehrenamt so eine große Bandbreite besitzt, dass sich viele Menschen ehrenamtlich engagieren – obwohl es diesen Menschen wahrscheinlich nicht bewusst ist. Wenn ich beispielsweise meine Nachbarn bei der Gartenarbeit unterstütze, weil sie körperlich nicht mehr dazu in der Lage sind, dann unterstütze ich bereits ehrenamtlich. Und diese kleinen aber feinen Hilfen und Unterstützungen machen diese Menschen zu den stillen Helden des Alltags, die viel zu wenig Beachtung finden.“

Was macht Ihnen am Ehrenamt Spaß?

„Im Falle unserer privaten Hilfsinitiative „Eifel für Eifel“ bedeutet der „Spaß“ für mich in einer hohen Geschwindigkeit und einer großen Dynamik schnelle und für die Betroffenen sichtbare Ergebnisse zu erzielen. Wobei die Definition von „Spaß“ in dem Kontext schwierig zu beschreiben ist. Unser Ziel war es immer für gegenseitige Hilfe und Unterstützung zu sorgen – egal ob in der Coronazeit, der Flutkatastrophe oder aber aktuell in der Krisensituation in der Ukraine. Daher würde ich die Definition von Spaß lieber umschreiben mit der Frage, was mein persönlicher Antrieb ist.“

Was war Ihr schönstes Erlebnis?

„Das schönste Erlebnis ist glücklicherweise ein immer noch andauernder Prozess – nämlich der, dass es uns gelingt, eine große gemeinsame Community aufzubauen, die ein Sinnbild dafür ist, wie eine Gemeinsamkeit auch in schwierigen Zeiten funktionieren kann. Angefangen bei den Admins, die mir in unserer Facebookgruppe mit über 41.000 Mitgliedern seit dem ersten Tag zur Seite stehen, bei den ehrenamtlichen Helfern in unserer Ausgabestelle in Nettersheim, grundsätzlich jeder einzelnen Person, die sich für andere Personen eingebracht hat – egal auf welchem Wege. Und natürlich diese unglaubliche Kraft der Gemeinschaft unserer „Eifel für Eifel“-Facebookgruppe, die so viel Gutes erreicht und bewirkt hat. Als einzelne Person wäre man niemals in der Lage in so kurzer Zeit so Großes zu erreichen. Daher freue ich mich natürlich sehr über diese Auszeichnung, die ich stellvertretend für die Community, aber auch für die Idee von „Eifel für Eifel“ entgegennehmen darf.“

Warum sollten andere Menschen dieses Ehrenamt auch machen?

„Gemeinsam statt einsam ist da aus meiner Sicht eine gute Ansicht, die motivierend für ein Ehrenamt sein kann. Ich persönlich habe mir immer die Frage gestellt, wie ich als betroffene Person reagieren würde, wenn ich auf Hilfe und Unterstützung angewiesen wäre. Ein Perspektivwechsel kann manchmal Wunder bewirken. Denn ich weiß, dass ich dankbar dafür wäre, wenn ich von vielen Seiten Hilfe und Unterstützung bekommen würde. In einer gewissen Art und Weise führt es auch zu einer gewissen Demut – was in meinem Falle mit dazu führt, dass ich gewisse Dinge des täglichen Lebens nicht als Selbstverständlichkeit empfinde.“

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

„Für die Zukunft wünsche ich mir für uns alle wieder etwas mehr „Normalität“. Für uns alle, dass wir die Coronazeit und die Auswirkungen bestmöglich hinter uns lassen können. Für die Betroffenen in den Flutgebieten der Ahr und der Eifel, dass man auch hier weiterhin die Kraft und den Optimismus behält, die Situation anzunehmen, um das Beste daraus zu machen – und für uns alle wünsche ich eine friedvolle Zeit und ein gesundes Miteinander. Gerade diese Wünsche sind eben leider aktuell nicht so selbstverständlich, wie wir es uns in den letzten Jahren immer vorgestellt haben. Und wenn all diese Wünsche erfüllt sind, bedeutet das für die freiwilligen Helfer von „Eifel für Eifel“, dass auch wir nach zwei Jahren mehr als nur intensiver Arbeit im Ehrenamt, etwas zur Ruhe kommen können, so dass auch mal wieder mehr Raum, Platz und Zeit für das private Leben stattfinden darf.“

 

Die Projekte/ Vereine in Kürze:

Die private Hilfsinitiative „Eifel für Eifel“ wurde im ersten Lockdown am 20. März 2020 als Facebook-Gruppe gegründet. Hier sollte die Möglichkeit der
gegenseitigen Hilfe und Unterstützung auf einer digitalen Art und Weise umgesetzt werden – in einer Zeit, wo Kontaktbeschränkungen und Quarantäne-Maßnahmen eher zur einer gewissen „ent-sozialisierung“ führten. Bis zum 13. Juli 2021 hatte diese Gruppe schon 17.500 Mitglieder. Nach der Flutkatastrophe kam der Gruppe eine wichtige Funktion zu: Es wurden schnell und unbürokratisch Suchmeldungen gepostet und in Windeseile verteilt, zudem wurden unzählige Tonnen von Hilfsgütern über die Gruppe an Bestimmungsorte koordiniert. Aus dieser Bekanntheit resultierte dann auch die Konsequenz, dass man damit begann, selbst vor Ort Hilfsgüter zu sammeln, zu koordinieren und an die Betroffenen auszugeben und auszuliefern. Von Tag 3 der Flutkatastrophe gab es ein großes Spendenlager, welches bis zum heutigen Tage – also 8 Monate nach der Flut – für die Betroffenen geöffnet ist. Oftmals gilt die Aussage „Zeit ist Geld“ – im Falle der Hilfsinitiative „Eifel für Eifel“ lässt sich diese Aussage genau andersherum definieren: „Geld ist Zeit“. Denn mit finanzieller Unterstützung können Lebensmittel und die Dinge des täglichen Bedarfs eingekauft werden, um somit die Unterstützung der Betroffenen vor Ort weiterhin gewährleisten zu können. Auch heute sind der Wachstum und die Philosophie ungebrochen, wenn es darum geht, dass sich Menschen gegenseitig
Hilfe und Unterstützung geben können. Das zeigt auch die aktuelle Größe der „virtuellen“ Community: Mit Stand vom 14. März 2022 verfügt die Gruppe über 41.922 Mitglieder. Und diese Philosophie zeigt, wie man die „virtuelle“ Welt mit der „realen“ Welt verknüpfen kann, um so schnelle und unbürokratische Hilfe und Unterstützung gewährleisten zu können.

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